Mittwoch, 16. Juli 2014

Obrigado Brasil, es war schön bei dir. Letzter Bericht!

Liebe Freunde, liebe treuen Leser und Blogverfolger, wie versprochen gibt es nun noch einen letzten, zusammenfassenden Bericht den ich jetzt sehr gerne schreibe und indem ich auch nochmal alles Revue passieren lassen kann. Eine unglaubliche Klickzahl von fast 20.000 Besucher, nur positives Feedback und eine Menge Kommentare haben wir in diesen knapp 5 Wochen erreicht, dafür ein großes Dankeschön. 

Ich weiß gar nicht wo ich so Recht anfangen soll und überlege die ganze Zeit, was denn das absolute Highlight dieser Reise war. Es fällt mir schwer, ein solches hervor zu heben, denn vieles war auf seine Weise einfach eine unglaublich tolle Erfahrung für uns.

Letztendlich ist das Abenteuer Brasilien vorbei und wir können mit fester Überzeugung behaupten, dass dies die beste und aufregendste Zeit unseres Lebens war. 

Wir sitzen gerade im Flieger von Rio de Janeiro nach Rom und irgendwie ist man doch ein wenig traurig dieses wundervolle Land verlassen zu müssen. Andrerseits freut man sich auch wieder auf zu Hause, denn dort so sagt man, ist es bekanntlich am schönsten.

Als wir am 11. Juni im Flieger saßen, wussten wir nicht was uns erwartet, durch Presse und Fernsehen hatte man eine gewisse Anspannung im Hinterkopf allerdings wussten wir zu jeder Zeit einzuschätzen damit umzugehen. Grund für diese Reise war natürlich mal wieder der Fußball.

Ich muss ehrlich gestehen, dass wohl ohne diese WM, wir nie dieses wundervolle Land gesehen hätten. Jetzt kann ich vorab schonmal sagen, da will ich nochmal hin und dann ohne Fußball, auch ohne Olympiade 2016, einfach nur so. Eigentlich ist das bei jeder dieser Ereignisse so, du fährst oder fliegst stundenlang dahin und letztendlich wird dieser Grund fast zur Nebensache. Deshalb will ich gar nicht mit dem Fußball, der Deutschen Nationalelf oder dem gewonnen WM Titel beginnen, sondern mit dem Land Brasilien, die Einheimischen und dessen Kultur.

Bei meinen ganzen Recherchen und der ausführlichen Planerei im Vorfeld, wurde mir schnell klar, dass uns ein Land mit vielen Gesichtern und Geschichten erwarten wird. So ist es auch eingetroffen und wir wurden nicht enttäuscht, sogar im Gegenteil, mehr als überrascht.

Fangen wir mit den Einheimischen, den Brasilianern an, die ich über die ganze Zeit lieb gewonnen habe. Eine solch hohe Hilfsbereitschaft, jederzeit ein Lächeln auf den Lippen, überall wurdest du begrüßt, immer winkte man uns zurück, sowas beeindruckte mich gleich in den ersten Tagen sehr. Wie schon mehrfach in dem Blog auch beschrieben, hatten wir das Gefühl, das die Leute manchmal unsere kleinen oder auch größeren Probleme von der Stirn ablesen konnten. Ob du verwirrt vor einem Metro Plan standest, du vergeblich den Tanköffner im Mietwagen gesucht hast, du keine Bank zum Geld abheben gefunden hast, du wie verwirrt durch die Gegend gelaufen bist oder einfach nur was gefragt hast! Immer, ja wirklich immer wurde uns weiter geholfen und noch mehr darüber hinaus. An 3 Menschen kann ich mich noch genau erinnern, der eine zeigte uns unseren Bus, in den wir einsteigen mussten, lief mit uns gefühlte 15 Minuten zur Haltestelle und kam da durch zu spät zur Arbeit. Dann gab es noch eine Situation, wo wir etwas außerhalb von Rio waren und nicht unsere Linie 535 fanden. Hier wurde wieder das Problem, ohne das wir fragten erkannt und die Frau blieb so lange bei uns, bis dieser Bus kam und wir einstiegen. Das in der Zeit, dreimal ihr Bus an der Haltestelle war und weiter fuhr, obwohl sie eigentlich einsteigen konnte, war ihr egal. Und die dritte Person half uns in einer Situation, als wir dringend Geld benötigten. Die Situation, wurde nicht einfach mit "next right, than left" gelöst, nein auch hier ging der nette Mann 10 Minuten bis zum Ziel mit. Das von uns häufig angebotene Trinkgeld wurde ausschließlich mit einem "Naò" und einem anschließenden Lächeln abgewiesen. 

Wie es in fast jedem anderen Land auf der Welt auch der Fall ist, ist die Kluft zwischen Arm und Reich auch hier sehr groß. Auf der einen Seite die großen und nicht zu übersehenden Favelas und auf der anderen Seite, die Reichen und Schönen an den Promenaden und Stränden. Als Tourist sieht man diesen Kontrast deutlich, jedoch verhalten sich die Menschen hier absolut nicht so. Jeder wird respektiert, keiner wird unterdrückt und deshalb bekommt man das Gefühl, dass es hier einen großen Zusammenhalt unter den Menschen gibt. Dies fanden wir ebenfalls beeindruckend und egal in welcher Stadt wir waren, hatten wir das gleiche Bild vor Augen.

Es mag sein, dass die Kriminalität hier größer ist als in anderen Ländern, es mag sein das es während der WM auch Vorfälle gab in denen Touristen ausgeraubt und beklaut worden sind. Ich möchte an dieser Stelle aber nun auch unsere Sicht darstellen und diesen Punkt, der Gewalt auf schärfste zurückweisen. Vor der Reise war das für uns der größte Dorn im Auge, denn nicht nur in der Presse und auf den Bildschirmen wurde davor gewarnt sondern auch in diversen Reiseführern und von Freunden vor Ort. Schmuck, Wertsachen und Große Mengen an Bargeld wurden dann auch gleich zu Hause gelassen um dort kein Risiko einzugehen, dass würden wir sicher wieder so machen, denn man sah kaum Menschen die Ketten, Uhren oder sonstiges getragen haben. Wie bei der WM 2010 stellten wir uns wieder Spielregeln auf, an denen wir uns natürlich halten wollten. Bei Eintreffen der Dunkelheit immer in der Unterkunft sein, niemals Nachts mit dem Auto fahren, immer ein kleine Menge Bargeld am Mann haben, im Falle eines Überfalls, dass den Täter dann zufrieden stellt und und und. Ehrlich gesagt, haben wir all diese Regeln nicht beachtet, teils bewusst aber meistens auch unbewusst weil es nicht anders ging. Egal ob wir am Strand mit einer Kamera, Handy und Kreditkarte unterwegs waren, oder nachts um 3 Uhr mit dem Mietwagen an unser nächstes Ziel fahren mussten, oder spät abends durch die Straßen Brasiliens gelaufen sind. Es gab nie, nicht ansatzweise eine brenzlige Situation oder eine Schrecksekunde in der wir sagen mussten, "Mist" oder "Nochmal Glück gehabt!". Immer waren wir unsere Situation bewusst, immer beobachteten wir die Gegend und unser Umfeld, jedes mal wussten wir, dass wir uns gerade nicht an diese Regeln halten aber nie ist was passiert. Ob es nur Glück war oder die ganze Sache übertrieben dargestellt wird, wir würden alles nochmal genau so machen.

Kommen wir mal zu was negativen, und da fällt mir sofort, das auch hier oft angesprochene Thema, Straßenverhältnisse ein. Da müssen die Jungs sich echt mal was einfallen lassen, das geht gar nicht. Da spielt das nötige Geld natürlich auch eine Rolle, aber wenn sie das irgendwann mal haben, bitte direkt in die Straßen investieren. Wer sich bei uns in Deutschland, auf einer Strecke von 10 Kilometern, über 2 Schlaglöcher aufregt, der sollte bitte besser nicht hier her fliegen. Einen Durchmesser von bis zu einem halben Meter sind hier keine Seltenheit und haben schon den ein oder anderen Achsenbruch und platten Reifen verursacht.

Was mir noch aufgefallen ist, ist der unaufgeräumte Zustand der hier, bis auf ein paar wenige Ausnahmen herrscht. Müll wird überall hingeschmissen, keiner fühlt sich zuständig und so wird der erste Eindruck von diesem schönen Land etwas getrübt.

Was hier ganz normal ist und wo es auch wirklich keine Ausnahme gab, war die Gelassenheit, die Ruhe und das Wort Hektik gibt es hier wohl nicht. Was für uns Deutsche selbstverständlich ist und als normaler, guter Service angesehen wird, dass z.B. alles so schnell gemacht wird wie es nur geht, ist das hier eher das komplette Gegenteil. Ob die Schlange beim Bäcker, 10 oder 20 Meter lang ist oder ob du 20 Minuten auf deinen Caipirinha warten musste, juckte hier wirklich keinen. Es wird sich aber auch nicht beschwert, anfangs hatten wir damit größere Probleme und guckten uns ungläubig an, aber irgendwann hatten wir uns damit abgefunden.

Insgesamt hatten wir 6 Inlandsflüge & 12 Tage einen Mietwagen, welche/r uns immer und ohne großen Probleme von A nach B gebracht haben, vom Preis mal ganz abgesehen ( 1 Liter Benzin kostet übrigens 1,-€). Die Infrastruktur, was das Strecknetz zwischen den Städten anbetrifft war ordentlich, jedoch war das Verkehrsaufkommen einfach zu hoch, was etlichen zähflüssigen Verkehr verursachte.  Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen 50 - 70 km/h standen auf der Tagesordnung. Viel mehr "negatives" war aber auch gar nicht.

Der "normale" Bürger, wie wir erfahren haben, verdient im Durchschnitt 800€, was bei den teilweisen hohen Lebenshaltungskosten sehr wenig ist. In den Gegenden wo wir uns aufhielten, war kaum ein Unterschied im Vergleich zu Deutschland auszumachen, sodass wir auch ab und an auf die Preise achten mussten. 

Was die Uhrzeit anbetrifft, liegt Brasilien 5 Stunden hinter Deutschland zurück, was für mich persönlich irgendwie ein gutes Gefühl war. Ich hatte das Gefühl, dass die Tage hier immer länger waren, denn bei jedem Blick auf die Uhr, dachte man an zu Hause und wo man hier zu Mittag gegessen hatte, tischte man bei uns schon das Abendessen auf.

Kommen wir zum
Wetter, was für einen Winter in Brasilien wahrscheinlich gar nicht so schlecht war, war für uns teilweise zu regnerisch. Im Vergleich zum diesjährigen deutschen Sommer dürften uns allerdings nicht beklagen. Im Nordosten an die 30, im Süden an die 15 und in Rio an die 25 Grad, machten das ganze von den Temperaturen her, sehr abwechslungsreich und angenehm.

Die gebuchten Unterkünfte, meistens sogenannte Pousadas, waren für WM Wochen erschwinglich (27,-€ pro Person/Nacht),meistens bestens ausgestattet und immer in einem guten Zustand. Pool, gute Betten & leckeres Frühstück, ließen keine Wünsche offen und zählte zu den Standards.

Zu den Aktivitäten, die wir außer dem Fußball gucken noch gemacht haben, waren einige coole Dinge dabei. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir im Vorfeld viel mehr davon gewünscht hatte. Der Zeitdruck, die viele langsame Fahrerei, der frühe Sonnenuntergang machte uns aber meistens ein Strich durch die Rechnung und so konnten wir vieles, was auf unserem Plan stand nicht abhaken. Trotzdem haben wir einige Dinge erlebt und genießen können und dazu zähle ich folgende Touren.

Eine Buggytour in Morro Branco, an den herrlichen Stränden und Felsvorsprüngen entlang. In Pipa sind wir dann selber Quad gefahren, durch Schlamm, durch Pfützen, durch Wälder und auch hier an den schönsten Stränden der Umgebung entlang. Bei Höchstgeschwindigkeiten bis zu 70 km/h und strahlender Sonnenschein hatte das echt was.

In Porto de Galinhas, erneut eine Buggytour, die nicht unbedingt hätte sein müssen und ein Abstecher an den herrlichen Sandstrand von Carneiros, wo wir nochmal Glück hatten, nicht vor einem verschlossenen Tor zu stehen.

In Curitiba dann die einzigartige Zugfahrt mit dem Serra Verde Express, an unzähligen Schluchten und Wäldern mit Ihrer großen Tierwelt vorbei, brachte uns teilweise echt ins Staunen.

Ja und dann kam auch schon Rio de Janeiro, die Stadt die uns so richtig umgehauen hat, mit der Christus Statur und dem Zuckerhut inkl. einmaligen Blick auf diese Weltmetropole. Das um nur mal 2 Sehenswürdigkeiten hervor zu heben.


Kommen wir so langsam aber sicher zum Fußball, woran wohl noch viele Deutsche und wir zurück denken werden. Es war ja bekanntlich nicht irgendeine WM, es war DIE WM, das Turnier, was wir nach 24. Jahren mal wieder gewonnen haben auf eine beeindruckende Art und Weise. Im Vorfeld besorgten wir uns für alle Deutschen Spiele Karten, mit der Option für alle KO Spiele. Im Durchschnitt zahlten wir hier für eine Karte, in der schlechtesten Kategorie, wo in jedem Spiel ausschließlich gestanden wurde, knapp 140€. Ein stolzer Preis, wie wir finden. 

Die Tickets holten wir ausschließlich  an sogenannten Ticketautomaten ab, was immer Super und reibungslos funktionierte. Diese standen an den Flughafen oder an einer der Hotspots in den WM Städten. 

Die Anreise zu den Stadien gestaltete sich immer anders, mal mit dem Auto, mal mit einem T1 Bully, der mit 14 Personen anstatt mit 9 besetzt worden ist, mal mit der Metro, mal mit dem Bus und mal mit einem Taxi. Immer was anderes, aber eine Anfahrt werde ich mein Leben lang nicht vergessen und zwar die zum Spiel nach Recife gegen die USA. 60 Kilometer, 4 Stunden lang, kilometerlange Staus, das Wasser war knietief hoch auf den Straßen, Felipe unser Fahrer der durch jedes Schlagloch geballert ist, als gäbe es keinen Morgen mehr. Ein Strecke die auf unserer Road to Rio wohl am holprigsten war, Wahnsinn.

Die Stadien waren übrigens alle in einem guten Zustand, meistens ausverkauft, Sicherheit wurde groß geschrieben und alle waren in einem guten europäischen Standard. Die Stimmung war bei jedem Deutschland Spiel gut und wurde nicht, wie 2010 in Südafrika, durch Vuvuzela's oder andere Tröten gestört. 3€ für ein Bier bzw. Hamburger waren noch akzeptabel. Was eine ganz schöne Sache für uns und den Sammlern unter uns war, dass es zu jedem Spiel andere Becher gab. Immer wurde im Vorfeld die aktuelle Begegnung auf die Becher bedruckt. Der Finalbecher bekommt jedenfalls ein Ehrenplatz in meinem Regal.

Zu den Spielen unsere Deutschen muss ich ja eigentlich nicht viel schreiben, die habt ihr vor dem Fernsehschirmen ja teilweise besser gesehen als wir. Für mich persönlich, war vor dem Turnier das erste Spiel gegen die Portugiesin am wichtigsten. Das war für mich ein Wegweiser wie das Turnier verlaufen wird.

Ok mit einem 4:0 hätten wohl die wenigsten gerechnet, genau so wenig wie mit einem 2:2 gegen Ghana. Das 1:0 gegen die USA war wiederum wichtig und schon eher vorauszusagen, denn so wurden wir erster und konnten unseren Plan A weiter fortsetzen.

Maracanà gegen Frankreich war dann schon wieder so ein Highlight alleine schon wegen dem Stadion, was wirklich beeindruckend ist. 

Wenn das schon ein Highlight für uns war, welchen Ausdruck soll ich dann für das Halbfinale in Belo Horizonte gegen die Gastgeber aus Brasilien verwenden?  Mir fällt es schwer, was passendes zu finden. Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf, Halbzeit, Sechs, Sieben, Eins! Was hier wie beim durchzählen einer Handballmannschaft wirkt, war in Wirklichkeit das Ergebnis zwischen Deutschland und Brasilien, 7:1!
Neben dem einzigartigen Ergebnis bei dieser WM, war es für mich auch einzigartig, die Hymne der Brasilianer live zu hören, Gänsehaut, unvergessen. Ein erstes mal in meinem Leben, dass ich gewisses Mitleid mit dem Gegner hatte. 

Ja und dann Finale. 13.07.2014, Maracaná Stadion Rio de Janeiro, Deutschland vs. Argentinien, wenn man das nochmal so nüchtern betrachtet, da lacht das Herz, das kommt alles erlebte vom Sonntag wieder hoch. Für mich persönlich, gab es keinen Tag in meinem Leben wo ich nervöser war. Nicht vor der Abschlussprüfung, nicht vor der Führerscheinprüfung, nicht vor der Einschulung, nicht vor dem wichtigsten Fußballspiel meiner Mannschaft (übrigens 2009 gegen Rot Weiß Essen im Pokal), da würden mir jetzt noch tausend Dinge einfallen. 

Wie schon im Bericht am Sonntag geschrieben, starb ich fast vor und in diesen 90 bzw. 120 Minuten.

Und dann nochmal dieser Augenblick, in der 113. Minute als Götze das Ding in die Maschen haut. Ein Tor, ein Moment der unbezahlbar ist, ein Ereignis was fast die ganze Welt schaut war entschieden.

Schlusspfiff, Deutschland ist Weltmeister 2014 und wir waren komplett und bei jedem Spiel live vor Ort. 

Von Rom geht es weiter nach Brüssel wo wir dann mit dem ICE wieder um 18:30 Uhr in unsere Heimat ankommen. Als frisch gebackener Weltmeister geht es für uns wieder in den Alltag, für den einen mehr für den anderen weniger. 

Fakt ist, dass wir viel und noch lange was zu erzählen haben. Darum sind wir mehr als froh und werden dies dann wohl auch mit funkelnden Augen tun. Ich werde diesen Blog auch für unsere Erinnerung online lassen, wenn ihr Bock habt schaut auch nochmal an und an rein. Es werden sicher noch einige Fotos und Videos von der Kamera folgen.

Jetzt bleibt mir nichts anderes mehr als Obrigado und Tscháu (port. Danke & Auf Wiedersehen) zu sagen. Hoffentlich läuft man sich die Tage mal über den Weg.

Am Ende noch einen großen Dank an Bastian und Felix: In diesem Sinne: „Obrigado, Vocé é  o melhor“ → Danke, Ihr seid einfach die Besten.👋👋👋👍!

Eine kleine Randnotiz noch.
Hier noch ein paar Auszüge von meinem aufgestellten Plan, den ich Monate vor der WM ausgearbeitet habe, das war gar nicht mal so schlecht.

"Und dann geht die WM erst so richtig für uns los, unser erstes Spiel im Turnier, Anpfiff bei Deutschland vs. Portugal. Ich hoffe, dass unsere Erwartungen mehr als übertroffen werden und wir mit einem Sieg ins Turnier starten werden."✔️

"Der letzte Vorrundenspielort heißt Recife und ist ca. 60 Kilometer von Porto de Galinhas entfernt, dort spielen wir gegen die USA und machen Platz 1 klar. (lt.  GoogleMaps  knapp 1 Stunde Fahrzeit). -> Platz 1 Richtig✔️, 1. Stunde Fahrtzeit  Falsch👎, eher 4!

"Spätestens um 08:00 Uhr schellt der Wecker und eine Stunde später machen wir uns mit Proviant in der Tasche auf zur Metro Station und fahren zum Maracaná. Dort werden wir heute mal was eher am Stadion sein, da die Stimmung hier wahrscheinlich richtig gut sein wird! Um 11 Uhr will ich spätestens dort sein. Nach einem hoffentlich spannenden und erfolgreichen Viertelfinale (Mein Tipp: Die Franzosen müssen leider nach Hause...) fahren wir nachdem Spiel in die Stadt oder an den Strand, um mit einem leckeren Caipi auf das Halbfinale anzustoßen." ->  Bingo, es war aber mehr als ein Caipirinha.✔️✔️

"So und nun steht schon das Halbfinale vor der Tür. Die Zeit bis hier hin ist bestimmt schneller vergangen als und lieb ist, trotzdem sollten wir stolz darauf sein, überhaupt hier zu sein und das Halbfinale unserer Deutschen live miterleben zu können. Daher lasst uns nicht groß an das Ende unserer Reise denken sondern die Zeit weiterhin genießen. Nachdem wir mittlerweile wissen sollten wie wir zum Stadion kommen (Taxi sitzt diesmal vllt auch sogar drin), sollten wir nachdem Frühstück sofort los Richtung Stadion bzw. in die Nähe davon. Anpfiff ist diesmal endlich wieder um 17:00 Uhr, sodass wir genügend Zeit haben uns vernünftig auf das Spiel vorzubereiten. Wenn wir tatsächlich gegen Brasilien spielen sollten, dann wird hier und heute mehr als die Hölle los sein, und das wird sicherlich nochmal so ein richtiges Highlight den Gastgeber aus dem Turnier zu schießen. Wie nach jedem Spiel, werden wir heute im erfolgreichen Fall, uns eine Bar aussuchen und den Tag ausklingen lassen. Mit dem Bus geht es dann wieder zurück Richtung Rio, wo wir den Finaleinzug nochmals realisieren können! Nur noch einen Schritt bis zum Ziel, nur noch einen Sieg und dann sind wir Weltmeister, was bisher nur ein Traum war, kann in 5 Tagen Wirklichkeit werden. Gute Nacht...!" -> Hahahahaha, so war es!✔️

Und nun der komplette Plan vom möglichen Finale.


"Jetzt heißt es anschnallen, wir schreiben den, dreizehnten.siebten.zweitausendundvierzehn, in Zahlen 13.07.2014, was sagt uns das? Richtig: FINAAAALE OHOOO! Heute sollten wir mit einem ganz breiten Grinsen und den Tickets unter dem Kopfkissen aufwachen, und uns schon mal auf was historisches einstellen. Heute spielen unsere Jungs um den Weltmeistertitel 2014, gegen wen auch immer, wünschenswerter weise gegen Spanien. So früh es geht werden wir frühstücken, Grundlagen schaffen, Kameras laden, Vorfreude ins unermessliche steigen lassen und dann geht es mal wieder ein letztes mal, Richtung Rio. Die Stadt wird heute, so richtig aus allen Nähten platzen, und wir sollten zusehen das wir uns früh positionieren. Um 16:00 Uhr wird das Finale der WM 2014 in Brasilien / Rio de Janeiro angepfiffen & wir sind dann auch hoffentlich LIVE im Stadion, im Maracana, wo 80.000 Zuschauer den neuen Weltmeister sehen wollen, was kein anderer als Deutschland sein wird.
Sollten wir dann nach 90 oder 120 Minuten, oder sogar nach dem Elfmeterschießen den Pott geholt haben, kennt die Freude keine Grenzen mehr. Wir werden solange im Stadion bleiben bis auch das letzte Licht ausgegangen ist. Wenn hier die Lichter ausgehen ist unsere WM, unser Abenteuer auch schon fast vorbei. Wir sollten nicht traurig sein, denn wir haben mit Sicherheit eine unfassbare geile Zeit hinter uns gebracht und sind froh dann auch wieder nach Hause zu kommen. Ja nachdem Spiel kennen die Feierlichkeiten im Falle eines Sieges natürlich kein Ende und so lassen wir den Tag einfach Tag sein und schauen, wann wir wieder in unserer Unterkunft landen." -> Gerade bekomm ich nochmal Gänsehaut, außer Argentinien anstatt Spanien, alles richtig.✔️✔️

Und zu guter letzt noch:

"Ja und dann haben wir es geschafft Jungs, dann sind wir endlich wieder zu Hause (bis auf Bastian der dann noch schlappe 300 Kilometer bis hinter Bremen vor sich hat) Wir werden bestimmt in der nächsten Zeit, nein unser Leben lang, so viel zu erzählen haben und kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Wie oben schon bereits geschrieben, war das mit Sicherheit DAS Highlight in unserem Leben und kann so schnell nicht getoppt werden. Sind wir alle gesund, uns ist nichts passiert, und wir haben den Pott in den Händen (wobei das nur Nebensache ist) will ich mich heute bei euch, Felix & Bastian, bedanken! Bedanken für eine unvergessliche, unvorstellbar geniale, absolut mega lustige & atemberaubende Tour durch Brasilien."✔️✔️✔️✔️😊

Montag, 14. Juli 2014

Die Nummer 1 der Welt sind WIR. Deutschland ist Weltmeister 2014

Ein relativ ereignisloser Tag geht gerade zu Ende. Kurz zusammen gefasst und auf den Punkt gebracht.

Weltmeister 2014 ist Deutschland. 

Mehr war heute auch gar nicht, melden uns dann morgen vor dem Rückflug.

Na gut, da heute unser letzter Tag hier in Brasilien ist, berichte ich noch einmal etwas ausführlicher. 

Komm ich fange noch einmal neu an. Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, wir sind Weltmeister 2014, ja wir haben unseren 4. Stern, ja wir haben uns unsterblich gemacht, wir sind nun die besten der WELT. Klingt das nicht nach einem Traum, doch schon irgendwie, aber heute ist er wahr geworden, und den Titel kann uns keiner mehr nehmen.

Unsere Mission, für die wir hier her Gefahren sind, ist erfüllt. Wir haben unsere Road to Rio ohne Umwege genommen, alles ist so eingetroffen wie gewünscht und geplant. Wir 3, sind wie knapp 80 Million anderer Menschen in Deutschland einfach nur aus dem Häuschen, das zählt.

Der Tag begann eigentlich wie jeder andere auch. Der Wecker klingelte um 9 Uhr, wir machten uns soweit fertig, frühstückten in Ruhe und blickten nach draußen und sahen die strahlende Sonne. Ich schaute auf mein Handy und erblickte den 13.07.2014, ein Datum was wahrscheinlich nie aus meinem Kopf verschwinden wird. Anfangs hielt sich die Nervosität noch in Grenzen, doch nach der Trikotauswahl, wurde uns klar, heute ist Finale, es geht nicht um irgendwas, es geht um den Titel. Das Weltmeistertrikot sollte das Grüne sein, mit Müller hinten drauf, unser bester Mann, der Garant für den Titel und das sollte einfach Glück bringen. Um 11 Uhr machten wir uns dann mit ein paar Kaltgetränken auf zum Stadion. Überall, wie schon Tage zuvor dasselbe Bild. An jeder Ecke ausschließlich Argentinier, überall schrien sie ihren Schlachtruf "Mil Gols" & "Brasil Decime Que Se Siente"! Ich muss ehrlich gestehen, dass dieser Punkt klar an die blau weißen geht, 1:0! Irgendwann fühlten wir uns aber ein wenig provoziert von den ganzen Rufen oder vielleicht war es nur purer Neid. Egal, dachte ich und sagte innerlich, wir sehen uns hoffentlich noch nachdem Spiel.
Bei 32 Grad in einer Metro, die voller verrückter und springender  Gauchos ist, lief der Schweiß alleine schon vom rum stehen. Dann hieß es plötzlich, Endstation, Maracanà und in mir zuckte es auf einmal. Jetzt begriff ich, dass wir nur noch wenige Schritte davon entfernt sind. Entfernt vom wohl traditionsreichsten Stadion der Welt. Den Weg zu unserem Block kannten wir schon ganz gut, denn hier schalteten wir ja schon im Viertelfinale die Franzosen aus. Ein kurzer Zwischenstopp in Belo Horizonte inkl. 7:1 gegen Brasilien und schon waren wir wieder hier, zum diesjährigen Finale der WM 2014. Sicherheitsvorkehrungen sind ja immer schön und gut, dass wir allerdings unsere Eintrittskarte 8!!! mal vor dem Stadion zeigen mussten, fand ich dann doch etwas übertrieben. Auf unseren Plätzen angekommen, war die erste Gänsehaut auch schon da. Die übliche Zeremonie haute uns jetzt nicht vom Hocker, doch das war nur Nebensache. Umso näher dann der Anpfiff rückte und das Stadion voller wurde, hielt uns nichts mehr auf den Sitzen. Für 440$ war das sicherlich eines unserer teuersten Stehplätze. Die Mannschaften liefen ein, ein 7. mal die Hymne mitsingen, nein gröhlen und dann war es angerichtet. Das Finale Deutschland gegen Argentinien konnte los gehen, und wir mitten drin statt nur dabei. Von Minute zu Minute zappelte ich mehr auf meinem Platz. Für mein Herz und die Nerven keine guten Bedingungen. Nach etlichen, brenzligen Szenen hatten wir mehrmals Glück und je länger es 0:0 stand, hatten wir ein immer besseres Gefühl, da die Gauchos platt waren.

Dann 93. Minute, Verlängerung, bitte kein Elfmeterschießen, so unsere Gedanken. Wir wurden erhört. Vor dem Wechsel Klose / Götze waren wir 3 uns einig, der macht gleich noch einen. 

Und dann dieser Moment in der 114. Minute, Flanke Schürrle, Annahme Götze, Schuß, Tooooooooooooooooooooooor. Kollektives ausrasten, ein Jubel den wir alle so von uns nicht kannten. Tränen liefen durchs Gesicht, Erleichterung machte sich breit, noch ein paar Minuten durch halten, dann haben wir es gepackt.

Die letzten Sekunden waren die längsten meines Lebens, eine gefühlte Ewigkeit, ich schaute nur zum Schiedsrichter. 

Dann war es soweit, Rizzoli pfiff ab, und zum zweiten mal brachen alle Dämme. Wir sind zum 4. mal, nach 14 Jahren wieder Weltmeister geworden und haben uns das mehr als verdient. Noch Minuten nach Abpfiff lagen wir uns in den Armen, klopften uns auf die Schultern, zeigten den Daumen nach oben und sagten "Gut gemacht, Mission erfüllt!"

Da wir relativ weit oben in der Kurve standen und wir so nah wie möglich bei der Mannschaft sein wollten, ging es durch unzählige Reihe und diverse Blöcken zur Haupttribüne wo der Pott dann übergeben wurde. Lahm schüttelte noch schnell die Hand vom Sepp Blatter, unter lauten Pfiffen der Zuschauer und dann übergab er den Pokal.

Im goldenen Konfettiregen lief es mir dann eiskalt den Rücken runter, als jeder Spieler den Pott in den Händen hielt. Eine 5 minütige, andauernde Gänsehaut hatte ich noch nie. Ein, im wahrsten Sinne, unbeschreibliches Gefühl.
Nach all den Jubelszenen beschlossen wir diese einzigartigen Moment zu genießen und eines der letzen zu sein, die das Stadion verlassen. Nach gut 2 Stunden wurden die Lichter ausgemacht und das hieß für uns, Ende. Wieder richtete ich, wie schon beim 7:1 gegen Brasilen, meinen letzten Blick auf die Anzeigetafel und diesmal  stand dort: "Winner 2014 GERMANY"

Wir sind am Ende unsere Reise, wir hatten eine wundervolle Zeit, wir haben geilen Fußball gesehen, unvergessene Momente erlebt, waren Teil eines Spektakels beim 7:1 gegen den Gastgeber und haben jetzt den Titel in der Tasche. 

Es bleibt dabei, wir hatten eine tolle Zeit die uns keiner mehr nehmen wird, wir können erhobenen Hauptes sagen: Wir haben alles richtig gemacht.

Auf dem Weg in die Innenstadt war dann auf einmal nichts mehr von den Argentinier zu hören und zu sehen. Die Metro voller Deutsche und vereinzelt noch ein paar Gauchos. Was vor dem Spiel noch undenkbar, wurde jetzt Realität. Wir waren in Überzahl und sangen eine halbe Stunde am Stück "So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag der dürfte nie vergehen." 

Kurz vor Ankunft an der Copacabana , kam ich noch mit einem Argentinier ins Gespräch, der mir als einziger gratulierte. Er sagte mir, dass er extra aus Buenos Aires mit dem Bus 4 Tage unterwegs war & nun wieder zurück muss, 2700 Kilometer. Ich machte große Augen und sagte "Gute Reise"

Noch schnell einen Abschluss Caipirinha getrunken und so ging es dann fix und fertig in unsere Unterkunft. Realisieren werden wir das ganze wohl erst morgen, oder noch später. Fakt ist, wir sind Weltmeister und das nimmt uns keiner mehr.

Morgen geht es wieder früh raus, denn wir fliegen um 13 Uhr über Rom, nach Brüssel, wo es dann weiter mit dem ICE nach Hause geht.

Hoffe ihr hattet auch alle einen unvergesslichen Abend. Morgen gibt es dann nochmal einen Abschluss Bericht, bis dahin und viele Grüße.













Sonntag, 13. Juli 2014

Finale, 13.07.2014, Germany - Argentine

Jetzt geht es los ins Maracana!!!
Euch allen viel Spaß!
Sterben vor Nervosität!
Flippen vor Freude aus, dass wir live dabei sind!
Euch allen viel Spaß! Rasten für euch mit aus...!:))))

Samstag, 12. Juli 2014

Alter Mann, Mannschaftshotel, Vorfreude

So langsam aber sicher wird es heiß. Es kribbelt ohne Ende. Wir können es jetzt kaum mehr erwarten. Noch einmal die Augen zu machen und dann steigt das WM Finale in Rio de Janeiro. Deutschland - Argentinien und wir sind live vor Ort, gibt es was geileres? Definitiv: Nein....!

Aufgrund einiger technischer Probleme, was das WLAN in unserer Unterkunft angeht konnten wir uns gestern nicht mehr melden, dafür gibt es jetzt eine geballte Portion Infos zu unseren letzten Tagen hier in Rio. Da muss ich doch glatt mal überlegen, was wir denn gestern gemacht haben, denn da kommt man ja mal schnell durcheinander. 

Das Wetter war heute, sowie gestern wieder einmal richtig miserabel und so entschlossen wir mal auszuschlafen und alles gemütlich angehen zu lassen, was die letzten Tage ja nicht unbedingt der Fall gewesen ist. Tat auch mal gut und so liefen wir gegen 12 Uhr in die Stadt um ein paar Souveniers, für uns und die lieben zu Hause zu besorgen. Trotz des schlechten Wetter entschieden wir uns, den Großteil unserer Strecke zu Fuß zurück zu legen und liefen die komplette Strandpromenade am Ipanema und Copacabana Strand entlang. Schnell wurde uns nach ein paar Meter klar, dass wir hoffnungslos den Argentinier unterlegen sein werden, was die Präsenz in der Stadt und wohl auch in Stadion morgen angeht. Überall diese Blau-Weiß gestreiften Trikots, überall die gleiche Melodie im Ohr, überall wurden T-Shirts und Fahnen gewedelt. Es war ein schönes Bild und überall war es friedlich, so muss es sein. Spätestens morgen werden diese noch so frohen und überzeugenden Argentinier ganz anders drauf sein, da bin ich mir sicher.

Was mir noch auffiel war, dass unzählige Leute und auch Schwarzmarkthändler unterwegs waren um eines der beliebten Karten zu ergattern, viele davon werden ganz sicher leer ausgehen.

Als wir dann fast am Ende der Promenade waren, entdeckte ich auf der linken Seite, auf einem Plastikstuhl sitzend einen älteren Mann, den ich doch irgendwo her kannte. Dann wurde mir klar, dass dieser doch nachdem Brasilien Spiel gegen uns, in Deutschland relativ schnell, hohen Bekanntheitsgrad hatte weil er seinen WM Pokal an einen deutschen Zuschauer verschenkt hatte. Ich ging zu ihm hin, kam mit ihm sofort ins Gespräch und fragte mich woher wir denn kommen, Germany war meine Antwort und dann gratulierte er uns nochmal artig zum Sieg und wir knipsten noch ein Erinnerungsfoto. Ein wirklich toller und netter alter Mann der einiges in seinem Leben in Sachen Fußball erlebt hat, denn er hat bisher kaum eine WM live vor Ort verpasst, siehe Galerie.

Nachdem die Taschen voll waren, setzten wir uns noch schnell an der Copacabana in einen Kiosk und beobachteten bei einem leckren Caipirinha das Treiben am Strand. Was die Leute hier mit dem Ball können, ist aller erste Sahne und brachte uns mehrmalig zum Staunen. 

Abends ging es noch kurz ins Kneipenviertel Lapa, wo wir noch das ein oder andere Bierchen tranken, hier auch wieder dasselbe Bild, überall nur Argentinier.

Heute wurden wir durch den Wecker wieder früh wach gemacht, denn es stand eine geführte Favela Tour auf dem Programm. Es ging durch die größte Favela Rio's. In Rocinha leben knapp 70.000 Menschen, die auf engsten Raum zurecht kommen müssen. Wir besuchten eine Schule und gingen durch die teilweise unvorstellbaren Hütten die dort bewohnt sind. Durchschnittseinkommen liegt bei ca. 250€ im Monat. Nach vielen traurigen Eindrücken und Geschichten ging es für uns wieder in Richtung Unterkunft. 

Kurz vor Ankunft stellten wir fest, das es doch irgendwie weltmeisterlich riecht. Wir erfuhren, dass unser Appartment keine 50 Meter vom deutschen Quartier/Hotel entfernt liegt. So machten wir noch schnell einen Abstecher ins Sheraton Hotel, wo wir aber nichts außer den Bus sehen konnten. Mal sehen, ob wir morgen die WM Party nachdem Spiel stürmen können und den Pott in Händen halten dürfen. Träumen darf ja mal erlaubt sein!:D

Nun schauen wir das Spiel um Platz 3 und habe nachdem 2:0 der Niederländer, die große Angst, dass Brasilien wieder 7 Stück kassiert. 

Jetzt stimmen wir uns schon mal so langsam aber sicher auf das Spiel ein und melden uns morgen dann nochmal vor dem Spiel. 

Ja vor dem Spiel, das Spiel heißt Deutschland gegen Argentinien und da geht es um den Weltmeistertitel 2014! Yes, yes, yes....Wir packen das.















Freitag, 11. Juli 2014

Favela Tour und WM Ticket in der Tasche

Nun steht also auch endlich das Finale fest. Unser Finalgegner heißt Argentinien und so wollten wir es auch. Die Spielweise ähnelt, die der Brasilianer und gegen die haben wir ja gar nicht so schlecht ausgesehen. 

Heute stand für uns eine eher langwierige Tour auf dem Programm. Wir entschlossen uns, in eines der größten Favela's Brasiliens zu fahren. Wie schon bei der WM 2010 in Südafrika, als wir ein Township besuchten, waren wir gespannt was uns diesmal erwartet. Es ging vom
Norden Rio de Janeiro's in den Süden, was ca. 40 Kilometer sind. Da wir hier fast alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen und der Stau in der Stadt nicht aufhörte, fuhren wir knapp 2 Stunden zu diesem Armutsviertel. Diese Favela heißt Alemaô und wurde nach einem Polen benannt, der ursprünglich für einen Deutschen gehalten wurde. Vor 4 Jahren wurde diese von der Polizei "übernommen" und es herrscht kaum Gewalt bzw. gibts es dort keine Drogenkriege mehr. Für die Touristen wurde extra eine Gondelanlage installiert, die über über viele Dächer hinweg fährt und wo wir uns von oben einen guten Eindruck verschaffen konnten, welche extremen Zustände hier herrschen. Oben an der letzten Station angekommen stiegen wir aus und beobachteten das Treiben in den Gassen. Wie an den Stränden und in der Stadt selbst, wurde hier auch nur Sport getrieben, vornehmlich Fußball. Als wir ein paar Meter liefen, entdeckten wir einen kleinen Stand, eines Bewohners den wir wohl überglücklich gemacht haben, indem wir ihm einige selbst gebastelte Dinge abkauften. Das Lächeln kannte keine Grenzen, denn dann gestikulierte er, dass wir gerade ihm und seiner Familie sehr geholfen haben. Mit diesem schönen Erlebnis ging es dann wieder zurück in die Stadt um eine ganze besondere Aufgabe zu erledigen.

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Es ging prompt zum FIFA Ticket Center, um uns ein weiteres Ticket abzuholen. Nein es war nicht irgendein weiteres Ticket, es war das Ticket, wohl das begehrteste was sich jemand vorstellen kann. Ich legte meinen Pass auf den Tisch, der FIFA Mitarbeiter warf seinen Drucker an und dann konnte ich so langsam sehen wo wir denn am Sonntag wohl wirklich sein werden. Nein, jetzt wurde mir endlich nochmal klar, es war kein Traum, es war real, wir haben 7:1 gegen Brasilien gewonnen und stehen nun im Finale der diesjährigen WM 2014. Ich hielt die Karten, mit der Nummer 64 links oben in den Händen und spätesten jetzt war mir klar: Du bist dabei, ja wir sind dabei. Das ist die Eintrittskarte, die Geschichte schreiben kann, die vielleicht den 4. Stern bedeutet. Nachdem die Tickets sicher verstaut wurden, kamen etliche Fans, vorwiegend Argentinier auf uns uns zu boten uns Unsummen (5.000€ und mehr) für unsere Karten. Und wie auch für das Halbfinale, lautete hier die Devise: "Für kein Geld der Welt, geben wir diese Karten ab!".

Morgen steht ein eher unspektakulärer Tag auf dem Programm, da es hier wieder regnen soll. Die ersten Postkarten gehen dann morgen wohl auf den Weg nach Hause inkl. frischer Finalluft aus Rio. Wer also noch eine will, Hände hoch!😄







Mittwoch, 9. Juli 2014

Bereit wie nie! 7:1, Oh wie ist das schön!

Wir sind gerade wieder mit dem Bus nach 6 Stunden Fahrt in Rio de Janeiro angekommen. Irgendwas ist hier aber anders als noch tags zuvor. Jeder von uns läuft gerade verträumt mit einem Deutschland Trikot, was voller Schweiß und Bier ist durch die Straßen. Wieso hupen uns um 8 Uhr in der früh alle Autofahrer an? Wieso klopfen uns wachende Polizisten und Straßenarbeiter auf die Schulter? Wieso wehen an den Verkaufsständen, die es hier an jeder Ecke gibt, nur noch Deutsche Fahnen? Ich glaube ich habe eine leise Ahnung wieso das so ist!

Jetzt läuft es mir gerade wieder eiskalt den Rücken runter! Die Gänsehaut bräumt sich auf wenn ich an meine nächsten Zeilen denke. Wir können gar nicht so viele Hände schütteln die uns  zur unserer Leistung gratulieren wollen. Anscheinend erkennt es auch jeder an. 

Wir haben gestern in Belo Horizonte Geschichte geschrieben, wir waren live dabei und können das alles noch gar nicht so richtig Glauben. Hoffentlich zwickt uns gleich keiner und alles war nur ein Traum.

Unsere Elf hat gestern das Gastgeber Team aus Brasilien mit 7:1 geschlagen, ja beinahe aus dem Stadion gefegt.... Wahnsinn, Unglaublich, Umwerfend. 

Eine zähe Auswärtstour nach Belo Horizonte neigt sich dem Ende. Nach 6 Stunden Anfahrt per Nachtbus, welcher eine gute, günstige und bequeme Alternative zum Flieger ist, haben wir ohne große Probleme hinter uns gebracht. Bei Ankunft waren bereits einige Deutsche auszumachen und so liefen wir größtenteils zusammen in die Innenstadt um sich auf das Spiel einzustimmen. Viele Optimisten waren jedenfalls nicht unter uns und die Brasilianer waren auf den Straßen siegessicher. Diese Stimmung alleine schon vor Anpfiff war das Eintrittsgeld eigentlich schon wert. Nachdem wir an einigen Schwarzmarkthändlern vorbei liefen, die ihre Karten für knapp 2.000€ an den Mann brachten, waren wir endlich im Stadion.

Schon gut 2 Stunden vor Spielbeginn wollten wir jede Minute aufsaugen und einfach nur genießen. 

Dann dieser Moment, den wir einfach niemals in unserem Leben vergessen werden. Erst die eigene Nationalhymne und dann die der Selecao. Gänsehaut von der ersten bis zur letzten Minute, genau wie ich es vorher gedacht hatte, ein magischer Moment.

Ja und dann kam das, was ich in Worten nicht beschreiben kann, 7 mal am Stück sind wir im Block ausgerastet, 7 mal haben wir nach rechts und links geschaut und in leere Gesichter geblickt. Fassungslosigkeit war zu riechen und nur noch deutsche Gesänge gingen durch das Rund. 1:0, 2:0, 3:0, 4:0, 5:0, 6:0, 7:0.... Nein, das ist nicht der Spielverlauf von einem Bezirksliga Kick zwischen SV Hamminkeln - PSV Wesel 2 sondern von Deutschland - Brasilien in einem WM Halbfinale.

Mitte der zweiten Hälfte, stand das ganze Stadion auf einmal auf, zollte unserem Team mit einem lauten Applaus Respekt und zeigte sich als faire Verlierer, wieder Gänsehaut. Große Verwunderung machte sich plötzlich breit, als ein kleiner Junge vor mir stand und mir sein brasilianisches Trikot mit der 10 und Neymar hin hielt. Ich nahm es an, gab ihm zum Tauch meine Deutsche Fahne und der Vater knipste noch ein Erinnerungsfoto, ein schöner Moment.

Viele dieser Zuschauer gingen bereits in der Halbzeit aus dem Stadion um sich diese Schmach nicht anzutun, sie werden sicher noch die ein oder andere Szene im TV sehen.

Nachdem Spiel skandierten wir noch über eine Stunde lang "Wir woll'n die Mannschaft sehen" und dann kam sie auch noch und bedankte sich für die grandiose Unterstützung der Deutschen Fans. Der Hotelpinkler und Dönerwerfer Kevin Grosskreutz stimmte zu guter letzt noch eine Humba an und damit ging es dann wieder Richtung Stadt. Kurz vor Verlassen schaute ich nochmal auf die Anzeigetafel und dort stand immer noch 7:1.

Die Leistung der Deutschen wollten wir auch noch irgendwie bringen und so tranken wir standesgemäß 7 Caipirinha in einer herrlichen Brasilianschen Bar, die nun von ausschließlich Deutschen besetzt war. Um 0:30 Uhr fuhren wir dann wieder mit dem Bus 6 Stunden lang zurück nach Rio de Janeiro und können von uns behaupten das wir noch einen Schritt machen müssen um unseren 4 Stern zu holen.

Gerade laufen wir an einem Schild vorbei, wo drauf steht "Maracana ↗️" Dort müssen wir am Sonntag hin, und das ist dann unsere letzte Station auf der Road to Rio. Die Geschichtsbücher haben wir mit dem gestrigen Spiel gefüllt und wir waren Zeuge diesen unglaublichen Abends. Darauf sind wir stolz und das kann uns keiner mehr nehmen.